Der Vordenker – Interview mit Joe Dispenza

Nach einem schweren Unfall entzog sich Joe Dispenza den Ärzten und fand einen eigenen Weg der Heilung. Seitdem lehrt er den richtigen Gebrauch des Hirns.
Von Martin Frischknecht

Dr. Joe Dispenza in BaselEin Auftritt im enorm erfolgreichen Dokumentarfilm What the Bleep Do We (K)now? stellte ihn ins Scheinwerferlicht der spirituellen Szene. Joe Dispenza sprach in der Atmosphäre eines Wohnzimmers vor prasselndem Kaminfeuer davon, wie er sich morgens nach dem Aufstehen seinen eigenen Tag erschaffe. Er lade das Wunderbare in sein Leben ein, versenke sich im Voraus mental in Szenen, von denen er sich wünsche, dass sie geschehen mögen, und bedanke sich auch bereits für deren Eintreten, als ob das alles schon erfahrene Wirklichkeit sei.

Während er mit grosser Selbstverständlichkeit von dieser Art meditativ-magischer Praxis erzählte, strahlte der amerikanische Chiropraktiker, als habe er die Sache eben erst für sich entdeckt. Sein Gesicht leuchtete wie das eines Jungen beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke.

Auch bei seinem Auftritt diesen Herbst in Basel, wo er einen Vortrag hielt und einen Wochenendworkshop leitete, war Joe Dispenza erfüllt von innerem Feuer. Diesmal trug er es weniger auf seinem Gesicht, als dass es in ihm brannte. Der athletisch gebaute, blonde Mann von unbestimmtem Alter war für den Anlass eigens von Amerikas Westküste her eingeflogen, wo er im US-Staat Washington im Kreise seiner Familie auf einer ausgedehnten Farm lebt mit über einem Dutzend Pferden. Energisch schritt er die Reihen der rund siebzig Kursteilnehmer ab und forderte diese auf, sich hier und jetzt ihrer wahren Grösse und ihrer Möglichkeiten bewusst zu werden: «Ihr seid Genies, das dürft ihr nicht vergessen. Und jetzt wendet ihr euch dem Genie an eurer Seite zu und erklärt diesem, was ihr soeben erfahren habt.»

Dabei ging es um das unerschöpfliche Potenzial des menschlichen Geistes und wie es dem Einzelnen möglich sei, dieses für sich und den Fortgang der Evolution zu nutzen. Durch gezielte Meditation sei der Frontallappen, der evolutionsgeschichtlich jüngste und menschlichste Teil des Hirns, dazu zu bringen, die Leitung im Konzert der Hirnareale zu übernehmen. Die meisten Menschen liessen sich von ihren Emotionen leiten, und das führe dazu, dass sie immer wieder in die alten Muster zurückfielen, da Emotionen an die Vergangenheit binden.

«Break the habit of being yourself – brich mit der Gewohnheit, dich selber zu sein!», lautet Dispenzas eingängige Aufforderung an die um ihn versammelten Genies. Das kommt gut an. Auf die Dauer wird aber auch klar, dass es für die Teilnehmer nicht ganz einfach ist, mit dem in flotter Kadenz vorgebrachten Schwall an Informationen und Anregungen zurechtzukommen. Eine geführte Meditation verschafft eine Atempause und hilft, selber zu erfahren, was dieser Vordenker der Evolution mit seinen Ausführungen meint. Am Samstagabend nach dem ersten Kurstag setzte sich Joe Dispenza mit uns ins Freie und stand für Fragen zur Verfügung. Jetzt war auch wieder diese verschwörerisch eindringliche Stimme da, wie wir sie aus dem Film von ihm kennen.

SPUREN: Wie sind Sie zu dem gekommen, was Sie heute tun?

Joe Dispenza: Im Alter von 23 Jahren lebte ich in Südkalifornien und war ein gefragter Chiropraktiker mit einer gut gehenden Praxis in La Jolla. In meiner Freizeit trieb ich viel Sport und trainierte für Triathlon-Wettkämpfe. Drei Monate lang hatte ich mich darauf vorbereitet, um an einem Frühlings-Rennen in Palm Springs teilzunehmen. Obwohl ich an dem Tag beim Schwimmen einen schlechten Start erwischte, war ich auf dem Rennrad dann gut unterwegs. Ich fuhr alleine und war dem Feld voraus, als ich zu einer unübersichtlichen Einfahrt mit scharfer Kurve kam, wo mich ein Polizist durchwinkte. Auf der neuen Strasse wurde ich von einem rasch heranbrausenden Geländewagen erfasst, vom Rad gerissen und mehrere Meter über den Asphalt geschleudert. Als ich im Spital zu mir kam, wurde mir eröffnet, dass sechs Wirbel im Bereich der Brustwirbelsäule verletzt waren, einer davon war zu sechzig Prozent gebrochen. Der behandelnde Arzt beschied mir, dass ich nie wieder würde gehen können, und das Einzige, was mir helfen könne, sei ein schwerer operartiver Eingriff, bei dem meine Wirbelsäule mit Stangen fixiert worden wäre. Bevor ich dem zustimmen konnte, konsultierte ich drei weitere Ärzte. Sie waren alle derselben Meinung, und sie machten mir klar, dass mir die Zeit zur Operation davonlief.

Dessen ungeachtet stand für mich fest, dass jene Kraft, die es fertig bringt, einen Körper zu erschaffen, auch in der Lage sein muss, einen Körper zu heilen. Falls es mir möglich wäre, mich mit dieser Intelligenz zu verbinden, ihr einen Plan zu übermitteln und mich dann rauszuhalten, dann sollte es doch möglich sein, dass Heilung geschehen würde. Ich schloss mit mir selber und mit dieser Intelligenz einen Handel ab: Sollte ich gesund werden, so würde ich den Rest meines Lebens darauf verwenden, diese Kraft zu erforschen und ihr zu dienen.

Gerade so ist es dann auch geschehen. Gegen den Widerstand der Ärzte verliess ich das Krankenhaus, richtete mich bei Freunden ein und unterzog mich einem rigorosen Plan der Selbstheilung mit Diät, Meditation und einer sehr umsichtigen Form von Physiotherapie, bei der ich die Belastungen auf meine Wirbelsäule Schrittchen für Schrittchen erhöhte. Nach sechs Wochen war das Schlimmste überstanden. Ich konnte wieder gehen und fand nach und nach zu meiner Beweglichkeit zurück.

Sie waren damals ja noch jung. Woher nahmen Sie bloss dieses Vertrauen?

Joe DispenzaIch wuchs mit einer sehr alternativen Sicht des Lebens auf. Schon vor dem Unfall hatte ich jahrelang Yoga praktiziert, kannte mich mit Meditation aus und übte mich in Kampfkünsten. Entsprechend gross war mein Vertrauen ins menschliche Potenzial – und so entschied ich mich recht unbekümmert, eine Heilung ohne den Beizug von chirurgischen Eingriffen zu versuchen.  Ich würde das heute übrigens keinem anderen so empfehlen. Doch hier ging es um mich, und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, so zu leben, wie die Ärzte das für mich ausmalten: mit einer versteiften Wirbelsäule und für den Rest meines Lebens ständig unter Schmerzen leidend. Einer der Ärzte war ein richtig grosser, schwerer Kerl, und der lachte bloss, als ich von meinen Bedenken sprach und zu ihm sagte, ich wolle in meinen Brustwirbeln beweglich bleiben. «In dem Bereich sind wir ohnehin kaum beweglich», erklärte er mir. Ich wusste, dass das nicht stimmte – zumindest nicht für mich, denn im Yoga war es mir vor dem Unfall möglich gewesen, eine vollkommene Rückbeuge zu machen. Von da weg klinkte ich mich aus und suchte nach einem eigenen Weg der Heilung.

Die Geschichte Ihrer Heilung ist inspirierend, und ich danke Ihnen dafür. Zugleich sollten wir uns davor hüten, anderen, die an etwas Ähnlichem leiden, so eine Geschichte überzubraten, auf dass sie sich womöglich auch noch schuldig fühlen, weil sie nicht ähnlich mutig den eigenen Weg gehen.

Das ist eine sehr verzwickte Sache. Hauptsächlich kommt es darauf an, dass wir ein gutes Gefühl haben in Bezug auf die Therapie, die wir uns angedeihen lassen. Für den Heilungserfolg ist das der entscheidende Faktor. Studien haben das belegt: Wenn man sich bei Krebs beispielsweise mit gutem Gefühl für eine Chemotherapie entscheidet, so erhöht das die Chancen einer Heilung ganz wesentlich. Wer seinen Arzt mag und ihm vertraut, wird rascher gesund. Wer das Leben liebt und sich regelmässig dafür bedankt, wird ebenfalls rascher gesund. Und wenn man umgekehrt eine Krankheit in sich ablehnt und sie hasst, verzögert das den Heilungsprozess beträchtlich.

Sie haben die Gewohnheit, früh aufzustehen und sich innerlich auf den anstehenden Tag vorzubereiten, wobei Sie sich «meinen Tag im Geiste erschaffen». Wie haben Sie das heute getan?

Heute wusste ich, dass ich in einem Workshop zu einer Gruppe sprechen werde. Das wollte ich selbstlos im höheren Interesse der Gruppe tun. Also hegte ich die ideale Vorstellung, dass ich für jeden einzelnen Teilnehmer präsent sein werde, dass ich eine Botschaft übermitteln werde, die jeder verstehen kann, dass alle am Ende des Tages verändert sein würden, dass ich geduldig sein werde und Vertrauen haben werde in den Lauf der Dinge und dass ich schliesslich dankbar dafür sein werde, wie gut dieser Tag abgelaufen war. Zugleich denke ich daran, wie ich an diesem Tag nicht sein will: nichts überstürzen, kein Ringen mit dem Jetlag und nicht zu schnell sprechen, um der Übersetzerin ausreichend Zeit zu lassen. Und so nähre ich in mir den innigen Wunsch, Wirklichkeit und Ideal zusammenzuführen.

Mit Aussagen, wie Sie nicht sein wollen, begeben Sie sich auf ein heikles Gebiet. Das Unterbewusstsein weiss bekanntlich zwischen positiver und negativer Aussage nicht zu unterscheiden.

Tatsächlich, ich bitte aber auch darum, dass ich es merken werde, falls ich mich von dem entferne, der ich sein will.

Worin liegt der Unterschied, wenn jemand morgens mit einem Gebet ihren oder seinen Gott um diese Dinge bittet?

Ich glaube, die meisten Menschen beten von einem Ort aus, in dem sie bedürftig sind. Sie bitten bei der göttlichen Intelligenz um etwas, sie beschwören diese und bieten einen Handel an. Ich finde, man sollte nicht darum bitten und beten, dass die eigenen Wünsche in Erfüllung gehen. Man sollte so leben, als ob sich die Wünsche bereits erfüllt hätten. Dann fühlt man sich erhoben und lebt in einem Zustand von Freude, Spontanität und Freiheit. Da gibt es nichts zu analysieren, denn man ist vollauf damit beschäftigt, diesen Zustand zu leben. Meine Form von Gebet besteht darin, mich zu bedanken, noch bevor etwas für mich eingetroffen ist. Wir brauchen vorab keinen materiellen Beweis dafür, denn hier geht es um etwas, das jenseits von Ursache und Wirkung liegt.

Wenn jemand zu mir sagt, das sei Unsinn, so kann ich dem nur beipflichten: Genau, so ist es. Hier geht es um eine Realität, die sich dem Zugriff unserer Sinne entzieht. Leute wie die Gebrüder Wright, Thomas Edison oder Martin Luther King, das waren alles keine Realisten, doch mit dem, was sie hervorbrachten, veränderten sie die Welt. Wenn wir uns trauen, das Konventionelle hinter uns zu lassen, werden wir unweigerlich mit Leuten zu tun haben, die uns für verrückt halten. Geht die Sache gut aus, wird man uns als Heilige oder Mystiker betrachten. Die Linie zwischen Genie und Wahnsinn ist nicht allzu breit.

Wo ein Ausbruch aus den Beschränkungen der Konventionen gelingt und sich etwas ereignet, was die Leute nicht begreifen können, spricht man von einem Wunder. Doch was ist ein Wunder? Vielleicht sollten wir solche Dinge nicht vorschnell als übernatürlich abtun, vielleicht gibt es eine Methode dahinter, die sich uns durch eine Transformation von Körper und Geist offenbart.

Steht Ihnen eine solche Methode denn zur Verfügung?

Ich würde nicht von mir behaupten, ich hätte die Antworten auf sämtliche Fragen. Beileibe nicht. Wenn es anders wäre, würde ich lieber nicht mehr vor Menschen stehen und zu ihnen sprechen, denn dann wäre ich allzu sehr damit beschäftigt, mein Ego einigermassen im Zaum zu halten. (Lachen) Materielle Dinge, die ich besitzen will, gibt es eigentlich nicht viele. Ich habe ziemlich alles gehabt, und wirklich gereizt hat mich nichts. Was mich ungleich stärker anzieht, ist die Quelle. Andere sprechen von göttlicher Intelligenz oder von Gott – egal, wie man es nennen will. Dem will ich näher kommen; die Schichten, die mich davon abhalten, will ich beiseiteräumen.

Sie bitten darum, dass Ihnen diese Kraft im Alltag ein unerklärliches Zeichen gibt, sodass Sie sicher wissen, womit Sie es zu tun haben.

Als Menschen sind wir darauf angewiesen, Feedback zu bekommen, um zu wissen, woran wir sind. Um uns unserer selbst zu vergewissern, blicken wir in den Spiegel und erkennen darin das Abbild unseres Gesichts. Wie aber soll das Ego sich erkennen? Es begegnet sich selbst in den Spiegelungen seiner Umwelt. Nach den Erkenntnissen der Quantentheorie ist die Umwelt nichts weiter als eine Ausdehnung unseres Geistes. Wenn es also in unserem Geist wahrhaft zu einer Veränderung kommt, müssten wir diese Veränderung in unserer Umwelt wiederfinden. Mit diesem Feld lässt sich experimentieren. Als Kinder der Quelle können wir uns so ein Feld erschaffen. Wir tun das und sagen zu diesem schöpferischen Feld: «Zeige mir, dass es dich wirklich gibt. Ich werde dich erschaffen, und was du wirkst, soll geschehen, ohne dass ich dem irgendwie in die Quere komme. Denn du hast da weit besser den Überblick, als ich es je haben könnte. Aber ich brauche von dir ein Zeichen, damit ich weiss, dass es dich auch wirklich gibt. Gib mir dieses Zeichen auf eine Art, die mich überrascht, auf eine Art, wie ich sie mir nie hätte selber ausdenken können. Meinem Ego soll es nicht möglich sein, dein Zeichen vernünftig erklären zu können. Lass mich von deinem Zeichen inspiriert sein, auf dass ich schon morgen um ein neues solches Zeichen bitten werde.»

Bis dahin wurde mit dem, was wir als göttliche Kraft bezeichnen, stets nur in eine Richtung kommuniziert. Ich bin dafür, dass wir nun damit beginnen, mit einer Zwei-Weg-Kommunikation zu experimentieren. Wir bitten um Zeichen, und wenn wir uns solcher Zeichen im Alltag bewusst werden, besinnen wir uns auf die Vorgänge in uns, welche diese Zeichen hervorbrachten. Wir wiederholen, was wir getan haben, und so eignen wir uns mit der Zeit eine Fertigkeit an und legen uns eine Gewohnheit zu.

Spannend. Allerdings widersprechen Sie damit einer jeden Aussage der Theologie. Dort wird betont, dass wir Menschen nichts dergleichen tun sollen und im Wesentlichen der göttlichen Gnade ausgeliefert sind.

Es gibt da ein prekäres Gleichgewicht zwischen Absicht und Hingabe. Nach den Konzepten vieler Theologen ist Gott so etwas wie ein dominanter Alleinherrscher über das gesamte Universum. Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine Vorstellung, die verunsicherte Männer in die Welt setzten, um über andere Macht auszuüben. Von so einem Gott wird niemand ermächtigt. Ermächtigt werden wir, wenn wir merken, dass wir selber eine Quelle von Leben sind und dass wir Leben nach eigenen Regeln erschaffen können. Aus dieser Erkenntnis heraus erwächst uns Zielgerichtetheit und Absicht. Die Details der Ausführung aber überlassen wir der höheren Macht. Von hier weg kommt die Hingabe ins Spiel, und wir leben so, als würde das Ergebnis bereits vorliegen. Dafür sind wir dankbar, machen keinen Stress, versuchen nicht, das Ergebnis zu kontrollieren oder vorherzusagen, wie und wann es eintritt. Wir lassen es los und sind frei.

Dennoch fällt es schwer, alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen und sich wahrhaft zu ändern.

Wandel ist stets mit einem radikalen Wechsel des Bewusstseins verbunden. Wir leben in einer Zeit, in der die meisten Menschen emotional kontrolliert werden durch ihren Hang zur Bequemlichkeit, durch ihre Konsumbedürfnisse und durch grosse Firmen, welche mit ihren Produkten diese Bedürfnisse befriedigen. Mich beunruhigt es, dass derart viele Menschen nur in diese eine Richtung blicken. Sie lassen sich mit Produkten abspeisen und fürchten, diese Dinge könnten ihnen entzogen werden. Das ist die einfachste Art, wie man Menschen unter Kontrolle hält und sie sich ihres eigenen Potenzials nicht bewusst werden lässt.

Ich finde, wir leben in einer spannenden Zeit, denn zugleich zerbröseln sämtliche Paradigmen, die bis dahin noch gegolten haben: die Spielregeln der Politik, der Wirtschaft, der Umwelt, der Medizin, der Religion – all das geht in die Brüche. Warum ist das so? Weil etwas Anderes kommen muss. An diesem Punkt der Geschichte werden wir nicht für unsere Wahrheit sterben, wir werden unsere Wahrheit leben. Nun ist die Zeit gekommen, dass der gewöhnliche Mensch das Gefängnis seiner Konventionen verlässt und sagt: «Mir reicht’s.» Nun ist es Zeit, dass wir nicht länger gegeneinander leben, sondern miteinander.

Warum nur fällt uns das so schwer?

Für die meisten Menschen bedeutet ein solcher Wandel zunächst, dass es in ihrem Leben unbequem wird. Sie haben den Körper zu ihrem denkenden Geist erkoren. Das ist eine Sucht, und damit müssen sie brechen. Darauf reagiert der Körper geradezu panisch, denn er will nichts anderes haben als das Vertraute.  Es hilft auch nicht, gute Vorsätze zu fassen und mit dem Ego zu versuchen, das Ego zu ändern. Statt sich nach innen zu wenden und dorthin zu blicken, wo wir uns vor dem Verlust der Bequemlichkeit fürchten, wenden sich viele nach aussen, um dort etwas zu finden, was ihnen weiterhilft. Schliesslich sind das TV, Computer, Videospiele, Alkohol, Pornografie – alles, was ablenkt vom Gefühl der Leere. Ist man erst mal im Griff solcher Dinge, machen sie einen süchtig, und man wird sich garantiert nicht ändern.

Solange der Körper den Geist bestimmt, leben wir weitestgehend unbewusst. Der Wandel fühlt sich geradezu widernatürlich an, als wollte man gegen den Strom schwimmen. Es braucht enorm viel Kraft, sich gegen seinen Hang zur Bequemlichkeit zu stellen.

Sie sprechen hier zwei Tage lang zu einer Gruppe von siebzig Menschen, die Sie auffordern, sich als Genie zu begreifen. Und doch wird man den Verdacht nicht los, es könnte sich bei diesem Workshop für viele um gerade so ein Ding im Aussen handeln, nach dem sie süchtig geworden sind.

Ich habe dazu eine sehr dezidierte Meinung. Alles kann für uns zu einer Sucht werden. Ich habe die Zahl solcher Kurse und Vorträge reduziert, denn ich bin nicht daran interessiert, zu Leuten zu sprechen, die sich einfach so mal ein wenig informieren wollen, ohne die Bereitschaft, diese Inhalte in ihrem Leben umzusetzen und sich zu ändern.  Auf der anderen Seite bin ich immer wieder überrascht, wohin mich solche Anlässe führen und was für ein Publikum ich dort vorfinde. Mit einem Mal finde ich mich in einem Land wieder, das auf kaum einer spirituellen Landkarte verzeichnet sein dürfte, und da sitzen tausend Menschen vor mir. Schliesslich geht es darum zu begreifen, dass wir über alles Nötige in uns verfügen, um uns zu ändern. Jeder kann das. Das begreifen, dann wird es wirklich.

Was ist nicht recht am Körper, warum schieben Sie ihm die Schuld zu?

Das tue ich überhaupt nicht. Ich beschuldige nichts und niemand. Der Körper ist nicht das Problem. Die Probleme ergeben sich daraus, dass der Körper programmiert wird durch eine ungesunde Zentrale. Der Körper hat seine eigene Intelligenz, und er ist dazu da, in Freude zu leben. Doch der Körper ist versklavt worden durch Emotionen, Gedanken und Gewohnheiten. Durch unser Denken wird der Körper zum Träger des Unterbewusstseins. Seine Programme laufen dann ab wie die Betriebssoftware eines Computers. Ist der Computer einmal eingeschaltet, nützt es nichts, ihn anzuschreien und von ihm zu verlangen, er müsse sich ändern. Da müssen wir uns schon der Software selber zuwenden.

Und das geschieht über den Frontallappen im Gehirn.

Der Frontallappen ist das kreative Zentrum unseres Hirns, er macht es uns Menschen möglich, dass wir aus unseren Fehlern lernen und unser Verhalten entsprechend anpassen. Ohne ihn wären wir unseren Emotionen und Instinkten ausgeliefert und würden fortwährend auf die Informationen der anderen Hirnteile reagieren. Wenn der Frontallappen jedoch eine leitende Funktion ausübt, verarbeitet er die Signale der anderen Hirnareale auf eine Weise, die neue Visionen und neue Arten von Verstehen erwachsen lässt. Dann spielen Körper, Geist und Seele harmonisch zusammen.

Wohin bewegt sich die Menschheit Ihrer Meinung nach?

Wir leben in einer spannenden Zeit, und wir alle haben darum gebeten, hier und jetzt dabei zu sein. Die Menschheit zerfällt in zwei Lager: Da gibt es jene, die krampfhaft an der alten überkommenen Ordnung festhalten, und da gibt es eine wachsende Zahl von Individuen, welche der Wahrheit ins Auge blicken. Bestimmt wird es ein bisschen unbequem für uns werden. Die Reaktionen, mit denen wir zu tun bekommen, werden immer drastischer ausfallen, und es liegt an uns, ob wir das aufnehmen und ungefiltert weitergeben oder ob wir es in uns aushalten und so das Chaos und die Angst um uns herum nicht noch vergrössern. Darin liegt unsere Aufgabe. Wenn wir uns die Zukunft doch selber erschaffen, gibt es wohl keinen Grund, sich davor zu fürchten.

Martin Frischknecht im Gespräch mit Joe Dispenza in Basel
Das Interview wurde das erste mal in der Zeitschrift: Spuren.ch veröffentlicht.
Das Gespräche führte Martin Frischknecht

Links:

WebSite von Dr. Joe Dispenza
Video: The Three Brains that Allow Us to Go from Thinking to Doing to Being

WebSite: www.spuren.ch

 

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