
Folgen wir unserem eigenen Herzensweg, werden immer wieder Ängsten und Zweifeln begegnen. Gerade gestern sagte mir jemand, er habe die Angst aus seinem Leben verband, denn nur so sei es möglich, dem eigenen Weg wirklich zu folgen. Ich bin jedoch sicher, es gibt noch einen anderen, sanfteren Weg, geht es doch nicht primär darum, keine Angst mehr zu haben, sondern trotz Angst weiterzugehen. Das ist Mut.
Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in den vergangenen Jahren seit ich freiberuflich arbeite und damit meinem Herzensweg folge schon unglaubliche Angst hatte. Angst zu scheitern, zu versagen, nicht gut genug zu sein. Angst, nicht genug Geld zu verdienen, keine neuen Ideen mehr zu haben. Angst vor dem Leben als solches, die meist vor allem auf einer Verstrickung in zig unrealistische Gedanken basierte.
Aus Angst wird Freude
Dabei fiel mir auf, dass das Überleben der Angst stets davon abhängig war, dass ich eine bestimmte Art von Gedanken aufrechterhielt. Möglichst gefährlich, groß und angsteinflößend mussten sie sein. Kam jedoch ein freudiges Telefonat, eine nette Begegnung, ein Lachen oder auch nur ein positiver Gedanke der ewig negativen Litanei des kleinen (und manchmal sehr großen) Griesgrams in meinem Kopf in die Quere, war es schnell vorbei mit der Angst. Zack war die Leitung unterbrochen und ich von der Angst in die Freude gekommen.
Umgekehrt funktioniert das natürlich auch, doch auch hier reicht meist schon ein kleiner Spaziergang durch den Wald und schon hat sie sich wieder aufgelöst, die Angst, zwischen dem Beobachten von Vögeln, dem Genießen der Sonne auf der Haut oder dem Rascheln der Blätter auf dem Waldboden.
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Lange war es nicht viel mehr als eine Ahnung, heute wird die Sache greifbarer: Unsere Zukunft liegt in der Verbindung von Bewusstsein und Zelle.
Von Martin Frischknecht
Als ich zum ersten Mal davon hörte, winkte ich gleich ab. Das ist bei mir so etwas wie ein professioneller Reflex. Er hat sich im Verlaufe meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit esoterischen Themen herausgebildet. Ich höre zu, lese, nehme auf, und zugleich denkt es in mir: „Ach ja, muss es denn gleich wieder so eine hochfahrende Behauptung sein? Danke, aber nicht mit mir.“ Innerlich winke ich ab, und damit schütze ich mich vor der Überflutung durch irgendein modisches Heilsversprechen, das morgen schon wieder vergessen und durch eine neue Verheissung verdrängt sein wird.
„Zellbewusstsein“, das klingt doch wieder ganz nach einem solchen hochtrabenden Irrläufer. Da gibt es Leute, die von sich behaupten, durch positive Gedanken oder durch die Verbindung zu einer überirdischen Instanz ihre DNA umbauen zu können, und daneben fast bescheidener auch solche, die sich mit ihren Zellen verständigen, um diese in einen optimalen Gesundheitszustand zu bringen und wenn schon, denn schon“ ihre Zellen als Sprungbrett auf die nächste Stufe der Evolution verwenden. Als wäre es nicht bereits eine prima Errungenschaft, wenn wir uns mit dem Rüstzeug, das uns derzeit zur Verfügung steht, auf der Stufe, auf der wir uns befinden, ein wenig sinnvoller und in dem Sinne erleuchteter verhalten würden. Aber nein, die Veränderung soll von ganz innen kommen, sie soll dort ihren Anfang nehmen, wo wir auf tiefster Ebene lebendig sind, was sich jedem Begreifen durch unseren Verstand jedoch entzieht. Read More →
Wie stark habe ich mich doch verkrampft. Habe versucht, festzuhalten, was sich nicht festhalten lässt. Endlich, dachte ich, gönne ich mir auch mal ein Stück von der Sicherheit, die mir so zuverlässig in der letzten Zeit immer unter den Füßen weggezogen wird. Doch alles was blieb war die Anspannung. Nervlicher und körperlicher Art. Ich begann zu kämpfen, um Halt, Geborgenheit, darum, dass die Dinge so bleiben mögen, wie sie sind – oder wenn nicht, dann zumindest doch so sein würden, wie ich sie gerne hätte. Doch je mehr ich rannte, umso schwergängiger wurde es. Der Magen begann zu schmerzen, der Darm zu rebellieren, die Haut juckte und ich, ich wurde immer erschöpfter. Bis ich aufgab, mich dem Leben ergab. Aufhörte zu kämpfen, gegen das Leben und gegen mich. Immer wieder von Neuem das annahm, was jetzt war, so schwierig dies auch war und immer noch ist. Und doch übe ich mich Ja zu sagen – auch zu dem Widerstand und dem Nicht-annehmen-Wollen.
Wenn der Boden unter den Füßen verschwindet
Ich erlebe es besonders im vergangenen Jahr immer wieder, dass immer dann, wenn ich beginne festzuhalten, mir etwas den Boden unter den Füßen wegzieht – plötzlich steht das Haus zum Verkauf, die Beziehung geht in die Brüche, Freundschaften brechen weg oder Geldsorgen tauchen auf. Manchmal kann ich sogar darüber lachen, ist es doch teilweise derart abstrus, ganz so, als würde da oben im Universum auf einer gemütlichen kleinen Wolke jemand sitzen und sich denken: Na, liebe Sabrina, wolltest du dich nicht darin üben, ganz im Moment zu leben? Das sieht mir aber nicht danach aus. Na das haben wir gleich. Und schwupps – ist der Boden wieder weg. Angenehm, ja, das ist wirklich etwas anderes. Doch es wird ebenso beschwerlich, wenn ich beginne, gegen das, was das Leben mir gibt, anzukämpfen. Stets mit dem Fluss zu fließen, komme was wolle – Stromschnellen, unbekannte neue Ufer, Länder, von denen ich noch gar nicht wage zu träumen, ja, das kostet gleichwohl ganz schön viel Mut und Vertrauen.
Und doch – kann ich für einen Moment aussteigen aus meinem Sorgenkarussell, aus der Frage, was das Leben mir jetzt schon wieder damit sagen will und welche Lösung es für all das geben soll, erkenne ich das größere Ganze. Ich sehe, dass es wirklich gerade diese Krisen und Brüche sind, die mich immer wieder dazu herausfordern, Vertrauen in mich zu fassen, Halt in mir zu finden und ganz im Jetzt zu leben. Denn, ehrlich gesagt, wenn alles entspannt läuft im Leben, ich mich vertrauensvoll bei allen Problemen auf meinen Partner verlassen kann, das Geld üppig in mein Leben strömt und der Alltags entspannt-wohlig dahinplätschert, habe ich nicht wirklich das Bedürfnis, etwas zu verändern, an mir zu arbeiten oder das Jetzt wahrhaft zu leben. Dann mache ich mir viel lieber Gedanken um den nächsten Urlaub, das neue Auto, den Restaurantbesuch am Abend. Vielleicht macht mich das nicht unbedingt glücklicher, aber es müsste wohl schon erst eine Krise auftauchen, ehe ich die Herausforderung des Lebens – ganz im Jetzt zu leben ohne Netz und doppelten Boden – annehme.
Sie ging weite Wege, bevor sie zur Sufi-Lehrerin Irina Tweedie und zu sich selber fand. Heute lehrt Annette Kaiser einen Weg jenseits der Wege “ den der Liebe. Von Martin Frischknecht
SPUREN: Sehnsucht scheint in deinem Leben eine konstante Begleiterin zu sein. Im Alter von 14 Jahren hat dich die Sehnsucht nach Paris in ein Nonnenkloster geführt. Danach ging es in deinem Leben dieser Spur nach weiter. Ist dir die Sehnsucht heute noch vertraut?
Annette Kaiser: Diese Sehnsucht war anfangs noch sehr unbewusst. Ich kam damals ins Kloster, um dort Französisch zu lernen. Das war der Grund, der es mir erlaubte, so jung von zu Hause wegzugehen. Im Kloster ist die Sehnsucht dann in mir erwacht. Es ging darum, das Verhältnis zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen besser zu verstehen, mich dem Göttlichen anzunähern und mit ihm eins zu werden.
Das war die ursprüngliche Sehnsucht in mir, ich wollte erfüllt werden von dem Einen und ins Einssein gelangen. Diese Sehnsucht hat sich in mir als Individuum erfüllt. Sie ist in jedem Augenblick neu erfüllt. Heute bewegt mich eine ähnliche Sehnsucht. Nun ist damit die Menschheit und die gesamte Welt gemeint. Es ist der Wunsch, dass wir alle über längere Zeit in dieses Einssein und Erwachen hineinkommen, wodurch uns eine ganz andere Dimension der kosmischen Intelligenz zugänglich wird, die den Verstand, den Intellekt und die Vernunft umfasst und transzendiert. Diese Dimension wird es uns ermöglichen, auf der Erde in den Frieden zu kommen und Lösungen zu finden für die Probleme, die heute anstehen. Ein inneres Bild zeigt mir, wie das aussehen könnte, und mit diesem Bild verbinde ich tatsächlich eine Sehnsucht.
Blicken wir nochmals zurück: Was würdest du zu dem Mädchen sagen, das du damals warst?
Ich würde sie in ihrer Sehnsucht bestärken und ihr erklären, wie es dazu kommt. Diese Sehnsucht basiert auf einem inneren Wissen, dass wir tatsächlich göttliche Wesen sind, die eine menschliche Erfahrung machen, und nicht umgekehrt, wie wir uns das immer vorstellen. Wir verstehen uns ja als getrennte Wesen von diesem Einen. Diese Sehnsucht ist die weibliche Seite der Liebe. Nach meinem Verständnis ist die Schöpfung aus einem Akt der Liebe entstanden. Wir befinden uns in einer Liebesbeziehung; die Liebe entspricht unserer Natur, nicht die Angst, die aus dem Gefühl der Trennung resultiert. Um das einer 14-Jährigen zu erklären, müsste ich dem anderen allerdings begegnen, damit ich auf genau diesen Menschen mit den richtigen Worten eingehen könnte.
von Sabrina GundertDen ganz eigenen Weg zu gehen und damit dem zu folgen, was uns im Herzen brennt, das wünschen wir uns oft. Dennoch stecken wir häufig in Berufen und Lebensumständen fest, die uns keine Freude bereiten. Mit der passenden Vorbereitung können wir jedoch einfach losgehen und voller Freude den ersten Schritt wagen.
Wer schon einmal die tiefe Sehnsucht im Herzen gespürt hat, weiß, dass sie sich nicht so einfach verdrängen lässt. Es ist eine Sehnsucht danach, wirklich authentisch zu leben, eigene Talente und Potenziale zu verwirklichen und das zu tun, was dem eigenen Leben einen Sinn gibt. Oft führt sie zu inneren Krisen und ruft Umbruchszeiten hervor oder tritt in eben diesen auf. Dann scheint der Schritt zum Jobwechsel, zum Umzug, zur Trennung plötzlich unausweichlich.
Solch ein Moment des inneren Erkennens ruft erst einmal Angst hervor, denn er gleicht einer Stunde Null. Plötzlich steht kein Stein mehr auf dem anderen und das wohlgeordnete, sicher geglaubte Lebensgerüst beginnt gefährlich zu schwanken. Fragen tauchen auf und rotieren Tag und Nacht im Geist: Kann ich einfach so kündigen? Was soll ich dann tun? Was werden die anderen sagen?
Schwimmen gegen den Strom
So stark der Wunsch nach einem aufrichtigen, echten und authentischen Leben meist auch ist, so vermitteln Familie und Gesellschaft oft das genau gegenteilige Bild: In diesem geht es darum einen guten Job zu finden, viel Geld zu verdienen, Sicherheiten zu schaffen, aufzusteigen. In einer Gesellschaft, die auf Leistung ausgerichtet ist, gleicht das Gehen des eigenen Lebensweges oftmals einem Schwimmen gegen den Strom. Wer mit dem Gedanken spielt, wirklich dem Eigenen zu folgen, trifft schnell auf Hürden im Außen. Wie kannst du nur, rufen die einen. Das wird bestimmt schief gehen, die anderen. Unterstützung und Ermutigung vermitteln meist nur die Menschen, die einen ähnlichen Weg gegangen sind und gehen und somit wissen, welche Steine und Hindernisse dieser mit sich bringt. Doch es ist nicht unmöglich, den eigenen Weg zu gehen. Vielmehr bleibt es Utopie, weil wir es nicht wagen, einfach loszugehen.



